Feinde des Islams
Grüezi mitenand
Auf der Frontseite der NZZ vom 22. / 23. November 2008 berichtete die Zeitung von einer Sadr-Demonstration im Irak gegen die Vertragsverlängerung mit den USA. Die mobilisierten Massen skandierten: «Amerika ist der Feind des Islams.»
Wie ist das zu verstehen? Als Feind des Islams als Staatsform? Als Feind der Religion? Als Feind einer islamischen Lebensweise? Oder sind alle drei Fragen gar länderspezifisch zu sehen, trotz gleichen Glaubens? Und was meinen die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien oder Jordanien dazu?
Wir betrachten die Aussage natürlich als religiös motiviert, allein schon deswegen, weil es uns hierzulande verboten ist, das Gegenteil öffentlich zu behaupten («Der Islam ist der Feind Amerikas» oder «der Schweiz»). Umgekehrt müsste die Aussage allerdings auf die Religion hin korrigiert verstanden werden: «Der Islam ist der Feind des Christentums.» Was zu sagen vermutlich auch nicht erlaubt ist.
Dem «Feind» im Sinne der Staatsform müssten wir beipflichten, denn in muslimischen Staaten ist weder unsere säkulare Staatsform wünschbar noch in unseren Staaten die islamische. Dort würde auch unsere liberale Denkweise nicht geschätzt, so wenig wie hier die alles durchdringende Dominanz der islamischen Religion und ihrer Dogmen.
Verständnis könnten wir allerdings der kulturellen Diversität entgegenbringen. Falls dies die Muslime auch könnten, wäre schon viel gewonnen. Wir könnten aufeinander zugehen, kooperieren, vorhandene Konfliktbereiche auf beiden Seiten klar benennen und selbstbewusst dazu stehen.
Würden wir vor der eigenen Haustüre zuerst kehren, müssten wir frustriert erkennen, dass wir genau das tun, was uns an den anderen missfällt: Missionieren mit religionsdurchdrungener Politik und religiös-dogmatischen Verhaltensweisen mit je nach Land unterschiedlicher Intensität.
Fortsetzung im Buch